Ansprechbar: "Was sagt die Bibel über sogenannte Heilungsgottesdienste?"

Vielleicht ist dir diese Art Gottesdienst total fremd. Vielleicht wurdest aber auch du schon mal zu einer Veranstaltung eingeladen, die den Titel „Heilungsgottesdienst“ trägt, oder du hast bereits an einem „Heilungsgottesdienst“ teilgenommen.

Deine Erfahrungen und auch deine Einstellung dazu könnten ganz anders sein als meine. Auf jeden Fall gehen die Auffassungen beim Thema „Heilungsgottesdienst“ weit auseinander. Während einige totale Befürworter sind, lehnen andere eine solche Gottesdienstform sogar vehement ab.

In diesem Ansprechbar-Beitrag will ich mir mit dir gemeinsam einmal ansehen, was die Bibel so über „Heilungsgottesdienste“ zu sagen hat. Natürlich ist dies aber auch nur meine eigene Darstellung und Interpretation der Bibel. Ich hoffe, dieser Beitrag kann für dich ein gewinnbringender Impuls sein, wenn du dir deine Meinung zu diesem Thema bildest. :-)

Was ist denn überhaupt ein „Heilungsgottesdienst“? Nun ja, im Grunde ist es ein gewöhnlicher Gottesdienst, oftmals ebenso mit einem Lobpreisteil, mit einer Predigt und Gebet, nur eben mit einem ganz speziellen Fokus – nämlich, wie es der Name bereits verrät, auf dem Thema „Heilung“. Während des Gottesdienstes wird also explizit für Heilung gebetet. Meist tut dies zunächst eine Person, die auf der Bühne steht. Sie betet für Teilnehmer/innen, die das gern möchten. Manchmal werden aber auch andere Personen zum Beten für Kranke aufgefordert oder die ganze anwesende Gemeinde betet für Genesung und für Heilung. In vielen Heilungsgottesdiensten wird dann nach einem erfolgten Gebet getestet, inwiefern sich das Krankheitsbild verändert hat, also ob bspw. die Schmerzen verschwunden sind und z. B. der Arm wieder frei bewegt werden kann, der vorher noch bewegungseingeschränkt war.

Bereits an diesem Punkt scheiden sich im wahrsten Sinne des Wortes die Geister! Denn: Die Gabe der Heilung durch den Heiligen Geist ist eine der Geistesgaben, die wir in 1. Korinther 12 finden. Wenn du nun nicht daran glaubst, dass die Geistesgaben auch in der Christenheit heute noch wirken, sondern lediglich der damaligen „Urgemeinde“ vorbehalten waren, werden „Heilungsgottesdienste“ allein aus diesem theologischen Grund ein Problem für dich darstellen. Biblische Argumente für und gegen die Geistesgaben sind noch mal ein gesondertes Thema, zu dem wir bereits am 10.10.2021 einen Beitrag hier in unserer App veröffentlicht haben. Diesen Ansprechbar-Beitrag findest du, wenn du im Kalender hier in der App einfach den entsprechenden Tag auswählst. Schau da einfach mal vorbei. :-)

Nehmen wir mal an, du vertrittst die Aktualität der Geistesgaben und glaubst grundsätzlich daran, dass es auch heute noch die Gabe der Heilung gibt und „Heilung“ sowie „Heilungsgebet“ damit grundsätzliche Aufgaben der Gemeinde sind: Was sagt die Bibel darüber hinaus zu einer solchen Gottesdienstform?

Eines lässt sich klar feststellen: „Heilungsgottesdienste“ kennt die Bibel in dieser heutigen Form nicht. Durchaus heilten Jesus und seine Jünger kranke Menschen aktiv durch Gebet und auch durch Handauflegung, wie du es in den Evangelien und in der Apostelgeschichte zahlreich nachlesen kannst. Jesus selbst gibt seinen Jüngern den Auftrag, kranke Menschen zu heilen (vgl. Matthäus 10:8). Dabei beschränkt er die Jünger gleichzeitig nicht auf ein 1-zu-1-Gespräch bei einer Krankenheilung, sodass durchaus auch die Form eines Gottesdienstes, bei dem bspw. ein einziger Pastor für viele Menschen für Heilung betet, unter Jesu Auftrag gefasst werden kann.

Und doch bieten „Heilungsgottesdienste“ Gefahren, die insbesondere seelsorgerlicher Natur sind und die es zu bedenken gilt:

• In der Menge an Besuchern können einzelne Menschen sehr gut untergehen. Einzelne, die enttäuscht sind, weil sie nicht geheilt wurden. Das ist de facto der Fall, Gott heilt nicht immer alle! Wie wird diese Tatsache in einem Heilungsgottesdienst kommuniziert? Wie werden solche Menschen aufgefangen und ganz im Sinne der biblischen Nächstenliebe in ihrer Enttäuschung begleitet? Wie wird ihnen erklärt, dass Gott sie nicht weniger liebt, weil er sie etwa nicht geheilt hat (vgl. Johannes 3:16; Römer 8), und Gottes sichtbare Taten in meinem Leben deshalb nicht mit dem Maß seiner Liebe gleichzusetzen sind? (Vgl. Römer 8:28)

• Und wer erklärt Nichtchristen, die den Heilungsgottesdienst gern auch mal besuchen, ganz im Sinne des Missionsauftrages aus Matthäus 28:18-20 das Evangelium? Wie wird den nicht gläubigen Teilnehmern/-innen im Rahmen eines Heilungsgottesdienstes deutlich gemacht, dass es Jesus Christus ist, der heilt und nicht etwa der Pastor als eine Art „Wunderheiler“, und wird ihnen auch die Möglichkeit gegeben, eine Lebensentscheidung für diesen Jesus Christus zu treffen?

Und gehen wir mal über explizit biblische Aufträge hinaus:

• Wer stellt sicher, dass Menschen tatsächlich von ihrer Krankheit geheilt wurden und es sich nicht um den berühmten Placebo-Effekt handelt, wenn Schmerzen nach einem Gebet weniger werden? Wird den Menschen im Rahmen des Heilungsgottesdienstes deutlich gemacht, dass sie in jedem Fall zunächst ihren Arzt aufsuchen sollten und sich medizinisch/psychiatrisch bestätigen lassen sollten, dass sie tatsächlich wie durch ein Wunder gesund oder auch gesünder geworden sind, bevor sie einfach ihre Medikamente absetzen?

Fazit:

Je nach Auslegungsverständnis der Bibel hinsichtlich der Geistesgaben lassen sich Heilungsgottesdienste entweder biblisch begründen oder eben nicht. Eine pauschale Antwort ist hier nicht möglich. Darüber hinaus bietet diese spezielle Gottesdienstform auch einige spezielle Gefahren, die es im Besonderen zu berücksichtigen und zu vermeiden gelten sollte.

Jeden Mittwoch beantworten wir auf unserer Instagram-Seite @stayonfire.official im Format „Ansprechbar“ eure Fragen. Nicht jede Frage lässt sich im Rahmen einer kurzen Insta-Story beantworten. Daher gehen wir auf einige komplexere Fragen nun sonntags als Blogbeitrag in unserer App ein.

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