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Ansprechbar: "Kann ich Dinge in Existenz sprechen?"

BlogPost · Glaubensleben

„Du musst nur fest genug daran glauben, dann wird es auch passieren.“

Mir wurde dieser Satz schon häufig gesagt. Von allen möglichen Seiten kommen mir diese doch ganz ermutigenden Worte zu Ohren, wenn ich in einem Bereich mal wieder alle Hoffnung aufgegeben habe.

Erfahrungsberichte scheinen, genau das zu bestätigen. Das Phänomen der „Self-fulfilling prophecy“ ist ein berühmtes Beispiel dafür, dass die eigenen Gedanken schon einen bestimmten Einfluss auf unser Leben haben. Dies ist nicht wegzudiskutieren.

Heute soll es jedoch nicht um solche wissenschaftlich belegbaren Belege dafür gehen, dass positive Denkmuster eine positive Auswirkung auf uns haben können, sondern um ein anderes Glaubensphänomen, welches sich in der christlichen Welt verbreitet. Die Rede ist von der Meinung, etwas Bestimmtes „in Existenz sprechen zu können“. „Du musst nur fest genug daran glauben, dann wird es auch passieren“ – dieser Satz, der so übrigens nirgendwo in der Bibel zu finden ist, wird dabei etwas zu wörtlich genommen.

Die Logik, die sich häufig dahinter verbirgt, ist: „Ich möchte, dass es mir besser geht. Und Gott ist doch ein guter Gott. Also wird er das wohl auch jetzt gerade wollen. Ich muss nur daran glauben, dass Gott es gut mit mir meint, und dann wird dieser Glaube von mir schon das Wunder bewirken. In der Bibel, in Matthäus 17:20, steht doch schließlich, dass mein Glaube Berge versetzen kann.“

Doch: Diese Logik ist biblisch absolut nicht haltbar!

Denn:

1. Gott weiß es besser als wir Menschen.

„Ich glaube daran und dann geschieht es. Ich kann das Gute einfach in Existenz sprechen.“

So einfach ist es (leider) nicht. Oder auch zum Glück ist es nicht so. Denn wo kämen wir denn hin, wenn wir alle nur fest genug an etwas glauben müssten, damit es in Existenz kommt? In was für einem Chaos würde unsere Welt enden, wenn die Gebete von uns allen fehlerhaften Christinnen und Christen von Gott erhört werden würden?! Da sind auch einige zutiefst egoistische Gebete dabei, deren Erhörung vielen anderen schaden würde!

Ich bin rückblickend sehr dankbar, dass Gott auch nicht alle meine Gebete erhört hat, die ich jemals gesprochen habe. Nicht immer ist es das Beste für mich, was ich mir da gewünscht habe. Die Erkenntnis darüber habe ich so manches Mal aber auch erst viele Jahre später erhalten. Die Bibel ist nur als Gesamtes wirklich zu verstehen. Einzelne Verse, wie der aus Matthäus 17:20, sollen und können nicht einfach aus ihrem Kontext gerissen werden.

In 1. Johannes 5:14+15 steht klipp und klar, dass Gott nur diejenigen Gebete erhört, die auch seinem Willen entsprechen. Nicht ein besonders starker Glaube sorgt dafür, dass etwas passiert, sondern der Wille Gottes! Glaube bereitet einen wunderbaren Weg dafür, dass ein Wunder geschehen kann. Aber ob es dann wirklich passiert, liegt in Gottes Ermessen. Nicht in meinem. Gott sitzt immer am längeren Hebel. Wenn auf einmal unser Glaube einfach dafür verantwortlich wäre, was passiert, dann wären wir am Ende in Gottes Position. Ja, ihm sogar gleichgestellt.

2. Worte haben Macht – über andere!

Eine weitere Bibelstelle, die ebenso häufig in Verbindung mit „Dinge in Existenz sprechen“ angeführt wird, sind die Verse aus Jakobus 3:1-12. Aus ihnen geht hervor: Ja, das, was ich über mich sage und was ich über andere sage, hat Auswirkungen. Insbesondere der Vers 9 spricht eindeutig davon: „Mit unserer Zunge loben wir Gott, unseren Herrn und Vater, und mit derselben Zunge verfluchen wir unsere Mitmenschen, die doch nach Gottes Ebenbild geschaffen sind.“

In der Bibelstelle geht es also nicht darum, dass ich Reichtum, Erfolg, Gesundheit oder sonst einen Wunsch einfach mit meiner Zunge in Existenz sprechen könnte – es geht vielmehr darum, dass ich Gott mit meinen Worten die Ehre gebe und andere Menschen liebe, anstatt sie mit meinen Worten zu verletzen!

Durchaus ist es aber sinnvoll – auch ganz im Sinne einer „Self-fulfilling prophecy“ –, Wahrheiten Gottes über sich selbst und auch über andere auszusprechen. Was wir denken, an was wir glauben, auf was wir hoffen, das hat definitiv Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und in einem gewissen Maß auch auf unsere Lebenssituation. In der Bibel selbst finden wir z. B. folgenden Tipp:

„Ich sehe immer auf den Herrn. Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle.“ (Psalm 16:8)

Wir dürfen und sollen sogar die Perspektive Gottes auf unser Leben einnehmen: „Gott liebt mich.“ – „Gott ist für mich.“ Solche biblischen Wahrheiten über meine Identität in Jesus über mich und über andere laut auszusprechen, ist eine wunderbare Sache und trägt dazu bei, dass ich diese Wahrheiten immer mehr verinnerliche, was definitiv Gottes Idee für unser Leben ist!

Fazit:

Ja, Glaube versetzt Berge, jedoch nur die Berge, die Gott auch versetzen will! Und ja, meine Worte haben Macht, jedoch nur zu einem sehr bestimmten Maß. Dinge einfach so in Existenz sprechen, das kann ich nicht. Und ganz ehrlich gesagt: So etwas würde auch verdächtig nah an Zauberei im Sinne von „Abrakadabra und Simsalabim“ oder auch die egoistische Einstellung „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“ herankommen, oder?

Jeden Mittwoch beantworten wir auf unserer Instagram-Seite @stayonfire.official im Format „Ansprechbar“ eure Fragen. Nicht jede Frage lässt sich im Rahmen einer kurzen Insta-Story beantworten. Daher gehen wir auf einige komplexere Fragen nun sonntags als Blogbeitrag in unserer App ein.

Du hast auch eine Frage zum Leben und zum Glauben? Dann stell sie uns gern mittwochs bei Ansprechbar auf Instagram.

Annemieke
Binggeli

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