Ansprechbar: "Was bedeutet das biblische Gebot, Vater und Mutter zu ehren?"
BlogPost · Soziales Leben
In der Mitte der berühmten 10 Gebote der Bibel finden wir es: Das Gebot Gottes, den eigenen Vater und die eigene Mutter zu ehren.
„Ehre deinen Vater und deine Mutter, dann wirst du lange in dem Land leben, das ich, der Herr, dein Gott, dir gebe.“ (2. Mose 20:12)
Doch wie genau geht das? Bedeutet „Vater und Mutter ehren“, ihnen bedingungslosen Gehorsam entgegenzubringen? Erwartet Gott etwa von mir, dass ich meine Eltern niemals in ein Altenheim gebe, sondern sie selbst aufopferungsvoll bis ans Ende ihres Lebens pflege?
Also: Wie ehre ich Vater und Mutter im biblischen Sinne richtig?
1. Ehren = Nächstenliebe
Die Bibel ist wie immer in ihrem Gesamten zu verstehen. Als Christen heutzutage kennen wir nicht nur das Alte, sondern auch das Neue Testament. Und daher lohnt es sich, einen Blick auf Jesu Worte zu werfen, wenn dieser die 10 Gebote aus 2. Mose 20 ein paar Tausend Jahre später in ein klareres Bild rückt:
„»Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.« Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ (Matthäus 22:37-40)
Anstatt in den detaillierten Ausführungen der einzelnen Gebote zu benennen, was Gott eigentlich von dir und mir möchte, wie es zur Zeit des Alten Testaments der Fall war, fasst Gott, Jesus Christus, nun alles in einem zusammen: Das oberste Gebot ist Gottesliebe und die daraus entstehende Selbstliebe sowie die Nächstenliebe.
Wie stellt sich Gott eine solche Liebe, eine solche Nächstenliebe vor? Dazu gibt es ausführliche Beschreibungen im berühmten Hohelied der Liebe in 1. Korinther 13. Lies dort gern mal selbst nach, was sich Gott unter Liebe vorstellt. Diese Liebe ist doch so anders, als es uns bspw. Hollywood-Filme vermitteln wollen. Dort, 1. Korinther 13, wird Liebe z. B. als nicht nachtragend und geduldig beschrieben.
Doch nur Gott selbst ist diese vollkommene Liebe, so macht es die Bibel an anderer Stelle ergänzend deutlich! (Vgl. 1. Johannes 4:16) Also ist kein Mensch zu dieser perfekten Liebe fähig. Und Gott weiß das. Deshalb ist die Basis dafür, dass du und ich unsere Eltern überhaupt mit echter Nächstenliebe lieben und damit im biblischen Sinne ehren können, Gott als Allererstes zu lieben und eine tiefe Beziehung zu ihm zu haben. Denn: Wer durch den Glauben an Jesus Christus Gottes Kind geworden ist, hat den Heiligen Geist bekommen (vgl. Römer 8:14 ff.). Frucht diesen Heiligen Geistes in uns ist, genau, die Liebe (vgl. Galater 5:22).
Du willst Vater und Mutter ehren? Dann lass dich von Gottes Geist mit dieser übernatürlichen Liebe füllen. Er möchte dir die Kraft dazu geben. Er möchte dein Herz immer mehr in ein Herz verändern, welches den Nächsten liebt und deshalb auch Vater und Mutter ehrt. Nicht in Perfektion, jedoch im Prozess.
Auch kann dieses „Ehren“ sehr unterschiedlich aussehen. Denn nicht in jeder Situation heißt bspw. „geduldig sein“ das gleiche wie in einer anderen Situation. Aber: Wenn die Liebe Gottes in dir brennt, dann wirst du diese Liebe auch an deine Nächsten (damit ebenso an deine Eltern) weitergeben. Das ist einfach Gottes Prinzip mit uns Menschen.
2. Ehren = Eltern gehen niemals über Gott hinaus
Wenn Gott also das Zentrum der Liebe, ja die Liebe selbst, und damit auch der Schlüssel für mein Ehren der Eltern ist, dann ist damit klar: Wenn ich Vater und Mutter ehre, kann ich dabei niemals das Gebot Gottes übertreten.
Was ist damit gemeint?
Vater und Mutter zu ehren, bedeutet eben nicht einen bedingungslosen Gehorsam ihnen gegenüber. Jesus Christus findet da durchaus klare Worte in Matthäus 12:46-50. Wenn das, was deine Eltern von dir erwarten, entgegen dem steht, was Gott sich von dir wünscht, dann ist im biblischen Sinne immer Gott die entscheidende Autorität.
3. Ehren = Basis einer Gesellschaft
Interessant ist zudem, dass dieses 4. Gebot das einzige ist, an welches direkt eine Verheißung angeknüpft wird:
„[...] dann wirst du lange in dem Land leben, das ich, der Herr, dein Gott, dir gebe.“ (2. Mose 20:12b)
Für das damalige Volk Israel, an welches diese 10 Gebote als Erstes gerichtet waren, bedeutete diese Formulierung, dass sie lange in dem verheißenen Gebiet Kanaan leben würden, wenn sie Vater und Mutter ehren. Nächstenliebe in Form von Fürsorge, Respekt und Versorgung für die Alten und Schwachen ist ein gesellschaftliches Prinzip, das wir bis heute kennen. Vermeidbare Machtkämpfe zwischen Alt und Jung können einer guten gesellschaftlichen Entwicklung im Weg stehen. Gott gab seinem Volk mit diesem 4. Gebot und der damit verbundenen Zusage eine gesunde Basis, auf der sie ihre Gesellschaft als Volk Israel im Land Kanaan gründen sollten und durften. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Auch wir als Christenheit im 21. Jahrhundert dürfen und sollten unsere Elterngeneration nicht vergessen, sondern uns gemäß der Nächstenliebe um sie kümmern und auf diesem Weg eine gesunde und tragfähige Gesellschaft bauen, eben in dem Land, in dem wir gerade leben.
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Binggeli