Ansprechbar: "Warum möchte Jesus nicht, dass Geheilte ihr Erlebnis weitererzählen?"
BlogPost · Glaubensleben
Als Jesus Christus auf dieser Welt als Mensch wirkte, durften die Leute eines leibhaftig erleben: Wie Jesus sie von ihren körperlichen Krankheiten heilte!
Jesus tat zahlreiche Wunder und zeigte den Menschen damit unter anderem, dass das Reich Gottes mit ihm nahe ist (vgl. Matthäus 11:5). Dem Volk wurde durch Jesu Heilungswunder deutlich, dass er nicht irgendein Mensch war. Die Heilungswunder wiesen auf Jesus als verheißenen Messias hin und führten Menschenmengen in die Nachfolge Jesu.
Alles schön und gut. Ich meine, es war doch schließlich Jesu Ziel, zu seinen Wirkzeiten auf der Erde Menschen dazu zu bringen, ihm nachzufolgen! Seine Heilungswunder dienten ihrem Zweck. Doch wie passt dieses Ziel Jesu dann bitte mit folgender biblischen Szene zusammen?
„In einer der Städte, durch die Jesus zog, begegnete ihm ein Mann, der am ganzen Körper aussätzig war. Als er Jesus sah, warf er sich vor ihm nieder und flehte ihn an: »Herr, wenn du willst, kannst du mich heilen!« Jesus streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: »Das will ich! Sei gesund.« Im selben Augenblick war der Mann von seiner Krankheit geheilt. Jesus befahl ihm, mit niemand darüber zu sprechen.“ (Lukas 5:12-14a)
Wieso durfte dieser Mann kein Zeugnis darüber geben, dass er von Jesus geheilt worden war?! Wollte Jesus etwa doch nicht immer, dass Menschen ihm nachfolgen konnten und zum Glauben an ihn kamen? Wieso wollte Jesus, dass dieser Geheilte über ihn schwieg? Versperrte das nicht anderen Menschen den Weg zum Glauben an Jesus?
Diese Frage beschäftigt einige aus unserer Community. Also lasst uns diesem Thema im nun folgenden Ansprechbar-Beitrag etwas auf den Grund gehen ...
1. Möglicher Grund: Jesus wollte, dass der Geheilte im Glauben an ihn blieb
Lesen wir erst mal im Bibeltext weiter:
„»Geh sofort zum Priester und lass dich von ihm untersuchen«, forderte er ihn auf. »Danach bring das Opfer für deine Heilung dar, wie es Mose vorgeschrieben hat. So werden die Menschen sehen, dass ich im Auftrag Gottes handle.«“ (Lukas 5:14b)
Der Geheilte sollte nun nach seiner vollbrachten Heilung nicht einfach anderen davon berichten oder gar stolz darauf werden, sondern immer noch Gott in seinem Fokus behalten. In der Krankheit hatte er nach Gott gerufen. Die Gesundheit sollte ihn nun nicht von seinem Glauben wegbringen. Daher sollte der Mann gemäß dem jüdischen Gesetz Gott ein Opfer für die erfolgte Heilung darbringen und nicht einfach glücklich seines Weges gehen, ohne Gott den gebührenden Dank zu bringen!
2. Möglicher Grund: Jesus wollte keinen „erfolgshungrigen“ Nachfolger haben
Und noch mal zwei Verse weiter:
„Aber das Verbot von Jesus änderte nichts daran, dass immer mehr Menschen über ihn und seine Wunder sprachen. In Scharen strömten sie zusammen. Sie wollten ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden. Jesus aber zog sich immer wieder in die Einsamkeit zurück, um zu beten.“ (Lukas 5:15+16)
Das einfache Erzählen vom vollbrachten Heilungswunder Jesu könnte potenziell „falsche“ Nachfolger anlocken. Jesu Ziel war es nämlich nicht, erfolgshungrige Nachfolger zu erhalten, die nur auf seine Wundertaten aus waren. Jesus Christus wollte ehrliche Nachfolger um sich scharen, die an ihn als Messias glaubten und auch die Nachteile der Nachfolge Jesu in Kauf nehmen würden (vgl. Lukas 9:23). Sein möglicher Ruhm stand für Jesus niemals im Vordergrund. Die geistliche Beziehung zu seinem Vater, Gott, und dessen Auftrag an ihn, für die Menschheit ans Kreuz zu gehen und wiederaufzuerstehen, blieben für ihn die oberste Priorität (vgl. V. 16).
Zur damaligen Zeit herrschte eine bestimmte Erwartung an den verheißenen Messias im Volk Israel: Die Menschen dachten, der angekündigte Messias würde als herrschender König einziehen, der die Feinde der Israeliten ein für alle Mal in die Flucht schlagen würde. Die Prophetien des Alten Testaments wurden dahingehend gedeutet - doch der wahre Messias Jesus Christus kam mit einem viel größeren Ziel als der simplen irdischen Befreiung Israels: Die Befreiung der gesamten Menschheit von ihren Sünden und damit ihrem Eintritt in das ewige Leben durch Jesu Tod am Kreuz und Wiederauferstehung von den Toten! Auch jene irreführende Messiasvorstellung eines mächtigen irdischen Königs und Kriegsherrn wollte Jesus kein weiteres Futter bieten, indem er etwa nur für seine großartigen Wunder bekannt wäre. Wie gesagt: Jesus Christus wollte ehrliche Nachfolger, die begriffen wer er wirklich war und ist!
3. Möglicher Grund: Jesus wusste, dass der Geheilte insbesondere dann sprechen würde, wenn Jesus es ihm verbot
Noch eine Vermutung lässt sich anstellen: Ist es nicht verblüffend, dass wir Menschen auf Verbote oftmals mit genau den Taten reagieren, die uns da verboten werden? Ich selbst musste diese Beobachtung leider schon des Öfteren machen. Jesus kennt das Herz eines jeden Einzelnen, und ganz sicher auch das dieses Aussätzigen. Vielleicht befahl Jesus ihm, nichts von seiner Heilung weiterzuerzählen, weil Jesus wusste, dass der Mann genau das dann aber erst recht tun würde.
Wir wissen nicht genau, ob der Geheilte nun selbst dafür verantwortlich war, dass sich die Nachricht seiner Heilung trotz des Zeugnisverbots Jesu verbreitete, oder ob jemand anderes dafür verantwortlich war. Durchaus ist es aber möglich, dass der Geheilte selbst sich dem Verbot Jesu widersetzte und vielen von seiner Heilung berichtete. Dies führte dazu, dass trotzdem viele Menschen zu Jesus Christus kamen, weil sie von der Heilung dieses Aussätzigen gehört hatten. Potenziell hörten sie auf diese Weise die Botschaft Jesu und konnten sich daraufhin für eine Nachfolge Jesu entscheiden.
Welcher Grund auch immer Jesus dazu bewegte, den Geheilten zu bitten, nicht über seine Heilung Zeugnis zu geben – das Ziel von Jesus blieb stets dasselbe: Menschen auf sich hinzuweisen. Nicht umsonst finden wir daher mitten in dem Auftrag Jesu an den Geheilten folgende unmissverständliche Formulierung:
„So werden die Menschen sehen, dass ich im Auftrag Gottes handle.“ (V. 14b)
Jesus verfolgte also auch an dieser Stelle, also selbst mit dem ausgesprochenen Zeugnisverbot an den Geheilten, sein ungebrochenes Anliegen, Menschen in die Nachfolge zu ihm zu bringen und diese Menschen dadurch zu erlösen.
Jeden Mittwoch beantworten wir auf unserer Instagram-Seite @stayonfire.official im Format „Ansprechbar“ eure Fragen. Nicht jede Frage lässt sich im Rahmen einer kurzen Insta-Story beantworten. Daher gehen wir auf einige komplexere Fragen sonntags als Blogbeitrag in unserer App ein.
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Binggeli