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Ansprechbar: "Welche Rolle spielen Emotionen in meinem Glaubensleben?"

BlogPost · Glaubensleben

„Wow. Heute habe ich Gott so richtig stark im Gottesdienst gespürt.“

Kennst du diese Aussage? Ich kenne sie auf jeden Fall. Von anderen und auch von mir selbst. Mal ist damit eine Gänsehaut gemeint. Oder Tränen in den Augen bei einem inbrünstigen Gebet. Oder ein tiefes wohliges Gefühl von Frieden im Herzen. Oder große Dankbarkeit über eine Erkenntnis während der Predigt.

Viele Menschen sagen, dass sie Gott auf genau diese Weise erleben: Über ihre Emotionen. Über ihre Empfindungen. Über ihre Gefühle. Mal nur leicht, manchmal ausgesprochen stark.

Auch ich könnte ganze Bände darüber schreiben, welche Emotionen und Gefühle ich in meinem Glaubensleben bereits erlebt habe. Jede Emotion, die es gibt, ja, die habe ich bestimmt auch schon viele Male in meinen Jahren als Christin erlebt. Von größter Wut auf Gott über Bäche aus Tränen aus tiefster Ergriffenheit in Gottes Gegenwart bis hin zur überwältigenden Freude über ein ermutigendes Reden Gottes.

Genau diese emotional intensiven Erlebnisse habe ich mir selbst als Highlights abgespeichert. Denn oftmals waren es gerade diese Erfahrungen, die über meinen weiteren Glaubensweg maßgeblich entschieden haben, weil ich durch sie eine bestimmte Wegweisung erhalten hatte und auf einmal meinte zu wissen, was Gott von mir wollte oder was eben zu tun war. Geht es dir da vielleicht ähnlich wie mir?

Während meines Glaubenslebens habe ich viele unterschiedliche Meinungen zu Emotionen gehört. Die einen sehen in ihnen einen wunderbaren Zugang zu Gott. Ja, sie erkennen in Gefühlen ein Wirken Gottes. Gott spreche durch Emotionen zu uns Menschen und zu unseren Herzen.

Andere wiederum sehen in emotionalen Reaktionen auf beispielsweise einen Bibelvers eine Art der Gefahr. Man müsse möglichst nüchtern bleiben, also keinen großen Wert auf Emotionen legen. Schließlich könnten Emotionen grundsätzlich irren, weil sie ja rein menschlich seien. Eine emotionale Reaktion gebe keinen Aufschluss darauf, ob Gott wirklich gewirkt habe oder nicht. Also wird Emotionen am besten kein wirklicher Wert zugesprochen.

Doch was sagt eigentlich die Bibel dazu? Kann ich eine emotionale Reaktion auf die Gegenwart Gottes oder grundsätzlich auf das Wirken Gottes anhand der Bibel begründen? Oder sollte ich aus biblischer Sicht am besten wirklich jede Emotion ausklammern und erst recht nicht Gottes Wirken in sie hineininterpretieren?

Emotionen kommen in der Bibel häufig vor!

Innerhalb der Bibel wird deutlich: Gott selbst ist der Erfinder von Emotionen. (Ganz ehrlich: Woher sollen sie auch sonst kommen? Gott hat ja schließlich alles erschaffen.) Gefühle sind also per se nichts Schlechtes. Sie sind von Gott grundsätzlich gewollt und Teil seiner Schöpfung.

Ja, Gott selbst ist ein Wesen mit Gefühlen. Eine beispielhafte Stelle finden wir bei 1. Mose 6:6, als Gott auf die Bosheit der Menschen wie folgt reagiert: „Der Herr war tieftraurig darüber und wünschte, er hätte die Menschen nie erschaffen.“ Gott kann sich aber ebenso total freuen (vgl. Lukas 15:10) oder auch große Wut empfinden (vgl. Hiob 9:5). Gott empfindet. Gott fühlt.

Gleichermaßen empfinden auch die biblischen Glaubenshelden Emotionen, so wie Mose sich über das goldene Kalb der Israeliten total ärgert (vgl. 2. Mose 32:1 ff.). Oder auch König David, der in seinen Psalmen ganze Achterbahnen an Emotionen schildert. Und das sind nur zwei der vielen, vielen Beispiele, bei denen Menschen auch im Rahmen der Bibel Emotionen zeigen.

Gleichermaßen finden wir in der Bibel keine Bibelstelle, die Emotionen ein wenig wegrationalisiert oder die dazu rät, Gefühle komplett zu ignorieren oder gar auszuklammern!

Daher die Frage: Weshalb sollte Gott diesen Zugang zu uns Menschen ausklammern?

Bei den Beispielen, die ich eben schon exemplarisch angeführt habe, haben Emotionen dazu geführt, dass sich Gottes Plan erfüllt. Die Wut von Mose auf das goldene Kalb (ein Götze, den sich das Volk Israel erschaffen hatte) führte dazu, dass das Volk Gottes wieder auf den richtigen Weg kam. Davids Gefühle und Emotionen dienen uns bis heute in Form der Psalmen als Gebete, die wir beten können. Sie wurden in den heiligen Kanon der Bibel aufgenommen. Falsch können die Ergebnisse der emotionalen Reaktionen Davids auf seine Begegnungen mit Gott oder auch seine Lebensumstände also wirklich nicht sein!

Es steht außer Frage, dass Menschen definitiv auch Empfindungen erlebt haben, die sie zu einem falschen Verhalten verleitet haben. So brachte die Habgier desselben Königs David auf die Frau eines anderen ihn dazu, einen Mord zu begehen! (Vgl. 2. Samuel 11)

Fazit:

Ich selbst sollte aufmerksam sein, wohin mich Emotionen bringen. Treiben sie mich weg von Gott? Oder treiben sie mich in seine Arme? Gefühle, die mich Gott gegenüber dankbar machen, die mich in seiner Liebe baden lassen – was sollte an ihnen verkehrt sein? Es ist absolut möglich, dass der von Gott versprochene Frieden (vgl. Philipper 4:7) Gefühlsreaktionen wie befreiende Tränen hervorruft. Warum denn auch nicht? Je nachdem, wie nah ein Mensch eben am Wasser gebaut ist. Je nachdem, wie intensiv dieser jeweilige Mensch grundsätzlich Gefühle erlebt.

Emotionen, die mich zu sündigem Verhalten verleiten, sollte ich wohl eher infrage stellen bzw. können auf keinen Fall von Gott stammen! Ein richtiges Einordnen von Emotionen und Gefühlen kann ich als Teil meiner Heiligung hier auf dieser Erde sehen, als Teil von dem Prozess, Jesus immer ähnlicher zu werden, der letzten Endes durch Gott selbst angestoßen wird (vgl. 1. Thessalonicher 4). Ich soll zu einem/r mündigen und im Glauben „erwachsenen“ Christen/in werden, der/die immer tiefer in einer Beziehung zu Gott verwurzelt ist und aus dieser heraus gute Entscheidungen trifft.

Ebenso wichtig ist anzumerken, dass das Ausbleiben einer großartigen Gefühlsreaktion nicht daraufhin zu deuten ist, dass dieser Mensch auf jeden Fall keine so starke Beziehung zu Gott hat! Denn wie bereits gesagt: Jeder Mensch reagiert unterschiedlich emotional auf Umstände.

Und noch etwas: Das Fehlen einer emotionalen Regung bedeutet nicht, dass Gottes Gegenwart nicht da wäre! Denn Gott ist schließlich immer bei und mit uns (vgl. Matthäus 18:20).


Jeden Mittwoch beantworten wir auf unserer Instagram-Seite @stayonfire.official im Format „Ansprechbar“ eure Fragen. Nicht jede Frage lässt sich im Rahmen einer kurzen Insta-Story beantworten. Daher gehen wir auf einige komplexere Fragen nun sonntags als Blogbeitrag in unserer App ein.

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Annemieke
Binggeli

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