Ansprechbar: "Wie gehe ich gut mit Zweifeln im Glauben um?"
BlogPost · Glaubensleben
Ich hoffe persönlich sehr, dass wir hier nicht mehr über ein Tabu-Thema sprechen. „Zweifel im Glaubensleben“ sind normal! Und alles andere als ein Tabu! Zweifel sind eine Eigenschaft, die der Glauben an einen Gott mit sich bringt. Denn Glauben ist immer nur ein Vertrauen auf etwas, was man nicht sieht. (vgl. Hebräer 11:1) Eben ein Glauben – und kein Wissen!
Wissen kann ich mit Fakten belegen. Da kann ich einfach lernen und dann weiß ich alles über eine Sache und zweifeln brauche ich nicht mehr. Ich habe Beweise für das, was ich wissen möchte.
Beim Glauben ist das anders. Niemand von uns ist Gott. Niemand von uns hat daher alle Weisheit über Gott „mit Löffeln gefressen“. Niemand kann Gott letztendlich beweisen! Als einfache Menschen sind und bleiben wir alle dazu „verdammt“, zu zweifeln. Selbst wenn wir behaupten, es gebe keinen Gott, werden wir auch das nie vollends wissen. Ein Restzweifel an einer atheistischen These wird erhalten bleiben. Das Gleiche passiert, wenn wir uns doch auf das Abenteuer eines Glaubens an Gott einlassen. Wir werden viel Großartiges erleben. Und wir werden Zweifel mit einkalkulieren müssen. So ist die Realität. Auch die These, dass es Gott gibt und dann auch noch genau den biblischen Gott, wird eine These bleiben, bei der Restzweifel bestehen werden. Immer.
Nun sind Zweifel aber nicht per se etwas Schlechtes. Sondern vielmehr eine Chance! Eine Chance den persönlichen Glauben zu vertiefen. Eine Chance, an mir selbst zu wachsen und mich selbst besser kennenzulernen. Eine wunderbare Möglichkeit wirklich zu lernen, zu glauben!
Wie kann das konkret aussehen?
Ich selbst kenne Phasen des Zweifels sehr gut. Ich bin seit über 7 Jahren aktiv mit Jesus Christus unterwegs. Ich war Teil verschiedener Konfessionen und Denominationen des christlichen Glaubens. Ich habe mehrere Jahre Theologie studiert (und bin damit auch noch nicht fertig). Und ich habe viele Auf und Abs im Leben mit Gott erlebt.
Es gibt die großen Zweifel, die wirklich Gottes gesamte Existenz in Frage stellen. Oder auch die der Bibel ihre Glaubwürdigkeit absprechen wollen. Und es gibt die kleineren Zweifel an Glaubensinhalten, wie bspw. dem, ob es nun noch heute die Gaben des Heiligen Geistes gibt oder nicht.
Glaubenszweifel können gefühlt grundlos auf einmal auftauchen. Oder sie werden akut befeuert durch Krisen des Lebens, durch Verlusterfahrungen, durch wissenschaftliche Erkenntnisse und durch Stürme der Seele.
1. Ehrlich sein
Der erste Schritt ist der, mit dir selbst ehrlich zu sein. Erkenne an, dass du Zweifel hast. Schreib dir die Fragen vielleicht auch explizit auf, die du an Gott stellst. Erst wenn du deine Zweifel nicht mehr als Bedrohung siehst, sondern sie bewusst wahrnimmst als das, was sie sind, kannst du sie konstruktiv bearbeiten!
2. Genug Zeit geben
Nun hast du deinen Zweifel anerkannt. Und jetzt ist es utopisch und dir selbst gegenüber unfair und überfordernd, wenn du dir vornimmst, den Zweifel innerhalb von einer Woche loszuwerden. Klar, manchmal gibt es einen Schlüsselmoment und der Zweifel löst sich von jetzt auf gleich auf! Normalerweise ist das aber eine Reise, auf die du dich einlassen darfst. Hab Geduld mit dir und deinem Herzen. Und habe auch Geduld mit Gott. Zweifel zu bearbeiten braucht seine Zeit und bleibt im Glaubensleben eine Aufgabe, die sich dir immer wieder stellen wird.
3. Ernst nehmen
Nun ist es wichtig, den Zweifel ernst zu nehmen und ihn daher auch mit der genügenden Ernsthaftigkeit zu bearbeiten. Also: Forsche nach. Bete drüber. Such dir Bücher zum Thema, Predigten zum Thema, sammle aktiv Pro- und Kontraargumente für die Fragestellung, mit der du dich gerade beschäftigst. Das Internet ist voll mit Meinungen, Debatten und Diskussionen genau zu der Frage, die du dir stellst! Das kann ich dir quasi versprechen, aus eigener Erfahrung: Du wirst Material finden, was dir neue Denkanstöße geben wird. :-)
4. Unterstützung finden
Bleib nicht alleine mit deinen Zweifeln und ihrer Bearbeitung! Du selbst kannst dich zwar mit viel Material beschäftigen, aber die Gefahr ist groß, dass es dir selbst auf Dauer nicht gut damit gehen wird, dich allein deinen Zweifeln zu stellen. Du wirst an Punkte stoßen, wo du auch nicht mehr weiterkommst und an denen das Internet oder andere Ressourcen dir allein nicht mehr helfen können.
Denn: Zweifel können echte seelische Herausforderungen sein. Ja, sie können dein ganzes bisheriges Lebenskonstrukt und Glaubensmodell auf den Kopf stellen. Diese Tatsache sollte nicht unterschätzt werden. Damit du nicht durchdrehst in all dem (gerade wenn es um große Zweifel geht), such dir Freunde und Verbündete. Öffne dich Vertrauenspersonen zu deinen Prozessen. Diese Menschen müssen dir nicht alle Antworten geben! Sondern vor allem einfach zuhören, dir Verständnis entgegenbringen und dich einfach seelisch auf der Reise begleiten.
5. Andere ermutigen
Nun hast du deine Zweifel bearbeitet. Und vielleicht hast du echt Antworten gefunden. Wie auch immer deine Reise mit den Zweifeln aussah, sprich offen darüber mit anderen. Ich ermutige dich dazu, andere wiederum mit deinen Entwicklungen zu ermutigen. Du wirst Menschen mit deiner Geschichte der Zweifel und deinem zunächst dekonstruierten und dann neu rekonstruierten Glauben Kraft geben, sich auch dieser wertvollen Herausforderung zu stellen: Eben nicht einfach den Glauben hinzuschmeißen, wenn Zweifel aufkommen. Und genauso wenig einfach stumpf sich selbst zu zwingen an etwas zu glauben, was man nicht mehr glauben kann. Sondern sich aktiv um die Zweifel zu kümmern, die das eigene Herz beschäftigen und daraus neue Früchte zu ziehen und weiterzukommen.
Noch eins zum Schluss:
Gott kennt deinen Zweifel. Und hat folgende Sicht auf einen gesunden Umgang damit:
„Kümmert euch liebevoll um alle, die im Glauben unsicher geworden sind.“ (Judas 1:22)
Sowohl anderen gegenüber sollst du gnädig sein, als auch dir selbst gegenüber. Gott ist es auch mit dir und allen, die Zweifeln begegnen.
Gott geht mit dir dadurch!
Jeden Mittwoch beantworten wir auf unserer Instagram-Seite @stayonfire.official im Format „Ansprechbar“ eure Fragen. Nicht jede Frage lässt sich im Rahmen einer kurzen Insta-Story beantworten. Daher gehen wir auf einige komplexere Fragen sonntags als Blogbeitrag in unserer App ein.
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Binggeli