Ansprechbar: „Wieso gibt Gott im AT seinem Volk den Befehl zu töten?“
BlogPost · Glaubensleben
Jeden Mittwoch beantworten wir auf unserer Instagram-Seite @stayonfire.official im Format „Ansprechbar“ eure Fragen, die ihr uns als Community stellt. Nicht jede Frage lässt sich im Rahmen einer kurzen Insta-Story beantworten. Daher gehen wir auf einige komplexere Fragen nun sonntags als Blogbeitrag in unserer App ein.
Du hast auch eine Frage zum Leben und zum Glauben? Dann stell sie uns gerne mittwochs bei Ansprechbar auf Instagram!
Die heutige Frage erreichte uns öfters aus unserer Community: „Wieso gibt Gott im AT seinem Volk den Befehl zu töten?“
Eine spannende und gleichzeitig eine schwierige Frage. Denn wie passt eines der 10 Gebote („Du sollst nicht töten!“) damit zusammen, dass Gott jedoch den Israeliten befiehlt, das gesamte Volk der Kanaanäer zu ermorden? (Vgl. 5. Mose 20:16 f.) Das passt ja etwas hinten und vorne nicht.
Und dennoch lohnt es sich, genauer hinzusehen, und nicht einfach frustriert das Alte Testament zuzuschlagen und am Ende den gesamten Glauben an den biblischen Gott der Liebe infrage zu stellen.
Hier drei Schlüsselpunkte, die dir und mir helfen können, einen solch drastischen Todesbefehl Gottes besser zu begreifen:
1. Gottes Volk sollte heilig bleiben
Die Bibel selbst gibt eine Begründung für den Todesbefehl Gottes: Das Volk Israel sollte ein heiliges bleiben. Und nicht durch die Ideologie, Religion und den Götzendienst anderer Völker in ihrer Heiligkeit „verunreinigt“ werden. (vgl. 5. Mose 7:6). Wenn sie also mit anderen Völkern in Berührung kamen, bestand ein großes Risiko, dass die Israeliten weg von Gott und hin zu der Verehrung von Götzen gehen würden. Gott schützte die Heiligkeit seines Volkes durch diesen Befehl.
2. Im AT herrschte eine andere geistliche Realität als im NT (und danach)
Die Heiligkeit und Reinheit seines Volkes waren die Priorität Gottes. Bis heute legt Gott hierauf eine Priorität, denn seine Kinder sollen ein heiliges Leben führen, so steht es auch im Neuen Testament. Allerdings hat sich seit dem Tod Jesu und seiner Auferstehung etwas Drastisches verändert. Heute muss Gott für unsere Heiligkeit keine Menschen oder Völker anderer Religionen töten! Das heutige Volk Gottes wird durch den Heiligen Geist erfüllt und steht daher gerecht vor Gott. (vgl. Römer 8). Diese neue Realität, in der wir seit der Zeit des Neuen Testaments leben, lässt sich nicht mehr mit der geistlichen Realität des Alten Testaments vergleichen. Daher ist das Handeln Gottes damals auch ein anderes, als es heute ist. Und dennoch bleibt er ein und derselbe Gott!
Begegnet ein Kind Gottes heute anderen Religionen oder Götzendiensten, soll dieser Versuchung mit der Waffenrüstung des Heiligen Geistes widerstanden werden (vgl. Epheser 6:10 ff.), und nicht mehr mit physischen Waffen. Welch ein Segen, dass uns Christinnen und Christen heute die geistliche Waffenrüstung zur Verfügung steht! Im Gegensatz zur Realität des israelitischen Volkes im Alten Testament.
3. Es handelte sich um einen außergewöhnlichen und nicht zu wiederholenden Befehl
Im Gegensatz zu den 10 Geboten und den Worten „Du sollst nicht töten!“, handelt es sich bei dem Befehl, die Kanaanäer auszurotten, um einen spezifischen Befehl für eine bestimmte Menschengruppe in einem bestimmten Zeitrahmen. Nachdem der Befehl durchgeführt worden war und die Israeliten siegreich in das Land Kanaan einzogen, sollte das Volk Israel fortan nach Frieden streben (vgl. 5. Mose 20). Keine Rede mehr von Tod und Zerstörung.
Obwohl wir diese Spannung zwischen dem Gebot und dem Befehl nicht vollkommen auflösen können, hoffen wir, dass dir unser Blogbeitrag etwas mehr Einblick in den Kontext dieses Befehls gegeben und dadurch für etwas mehr Überblick gesorgt hat.
Binggeli