Buchtipp: Das Kind in dir muss Heimat finden - Stefanie Stahl
BlogPost · Identität
Seit 354 Wochen auf der Spiegel-Bestseller-Liste. Aktuell (Oktober 2022) sogar Platz 1 in der Kategorie Sachbuch Paperback. Das muss man erst mal schaffen. Würde ich dieses Buch weiterempfehlen?
Normalerweise, und das ergibt auch Sinn, empfehlen wir hier bei STAYONFIRE christliche Bücher. Nicht etwa deshalb, weil wir säkulare Bücher nicht empfehlen würden. Wir tun es, weil das unser Fokus ist. Wir wollen dich in deinem Glauben (!) ermutigen und bestärken.
Und dennoch wird heute eine Ausnahme gemacht.
Als ich in der letzten Phase meines Theologiestudiums war, musste ich viel zwischen Wohnort und Campus pendeln. Die Zeit im Auto nutze ich meist, um Hörbücher zu hören. So auch das Buch von Stefanie Stahl: „Das Kind in dir muss Heimat finden“.
Der Inhalt des Buches prägt mich bis heute. Weshalb, möchte ich dir in diesem Blogbeitrag verraten.
1. Reflexion
Stefanie Stahl schreibt über die tiefe Sehnsucht, geliebt und angenommen zu sein. Wir alle sind auf dieser Reise unterwegs und erleben Erfüllung, aber auch Enttäuschung, Kränkungen und Verletzungen. Dabei spielt unsere Kindheit eine entscheidende Rolle. Sie prägt uns bis ins Alter. In diesem Zusammenhang schreibt Stefanie Stahl über tiefe Glaubenssätze, eigene Schutzstrategien und den Umgang mit eigenen Verhaltensmustern.
Als ich das (Hör-)Buch anhörte, war ich gerade frisch in die Beziehung mit Nina gestartet, meiner heutigen Frau. Meistens ist es so, dass du in einer Beziehung plötzlich Dinge von dir kennenlernst, die du so vorher nicht wahrgenommen hast. Manchmal ist man selbst davon überrascht, wie „zwischenmenschliche Kleinigkeiten“ etwas Großes in einem auslösen können. Negativ wie positiv.
Das Buch half mir insbesondere in dieser Zeit, mich selbst zu reflektieren. Weshalb tue ich, was ich tue? Weshalb empfinde ich, was ich empfinde? Weshalb löst diese Handlung meines Gegenübers das in mir aus? Ja, ich würde sagen, dass mir das Buch half, auf eine neue Art und Weise mich selbst zu reflektieren.
2. Klarheit
Diese Reflexion führte zu einer neuen Klarheit. Plötzlich fand ich Worte, um zu beschreiben, was in mir abging. Innere Glaubenssätze und Verhaltensmuster – oft Schutzstrategien, um negative Glaubenssätze zu kompensieren – wurden plötzlich offensichtlich. In Gesprächen mit Nina konnte ich mit einer neuen Klarheit erklären, weshalb mir manche Dinge guttaten und andere Dinge hingegen mich herausforderten und „triggerten“.
Bis heute erinnere mich daran, wie ich insbesondere zu Beginn der Beziehung versuchte, alles richtig zu machen. Ein Fehler, eine kleine Verletzung, die ich in Nina auslöste, warf mich komplett aus der Bahn. In dem Wunsch, sofort (!) alles (!) zu klären, wurde es nur noch schlimmer.
In diesem Fall half mir das Buch, mein übertriebenes Harmoniebestreben als auch diesen ungesunden Perfektionismus zu verstehen. Es waren und sind Schutzstrategien, die ich in mir selbst im Kampf gegen einige tiefe Glaubenssätze aufgebaut hatte.
3. Bewusstsein
Das Buch löste nicht alle meine Probleme – wie es der Untertitel „Der Schlüssel für (fast) alle Probleme“ vermuten lässt –, doch es schenkte mir durch die Reflexion und Klarheit ein neues Bewusstsein für mein Verhalten. Oft ist es nicht das Problem an sich, sondern es ist der Schleier um das Problem, der vieles so schwer macht. Insbesondere in zwischenmenschlichen Beziehungen. Diese Ohnmacht zu beschreiben, weshalb man sich verletzt fühlt. Diese Sprachlosigkeit. Das „Wirrwarr“ im Kopf.
Wohingegen die Sprachfähigkeit über das Problem dem Problem nicht selten dessen Macht raubt. Und genau so würde ich das Buch in seiner Wirkung beschreiben.
„Der Schlüssel für (fast) alle Probleme“ ist in meinem christlichen Glauben jemand anderes. Gott sei Dank! Und dennoch ist das Buch wertvoll. Wertvoll für alle, die in ihren Beziehungen zu anderen Menschen wachsen und ausgeglichener werden wollen.
Schindler