Der Reformationstag und das, was er mit dir zu tun hat
BlogPost · Glaubensleben
Ich möchte dir heute ein Thema näherbringen, bei dem ich glaube, dass es sehr wichtig ist, darüber nachzudenken und es sich immer wieder neu zu Herzen zu nehmen. In ungefähr zwei Wochen feiern viele Menschen Halloween, ein Fest, bei dem man sich als schaurige Persönlichkeit verkleidet. Überall in den Geschäften hängen Skelette und Geister von der Decke, in der Süßigkeitenabteilung finden sich die verschiedensten Körperteile in Haribo-Verpackungen und Grabsteine gibt es jetzt schon zum Preis von 5 €.
Doch wusstest du, dass der 31. Oktober eigentlich ein ganz bestimmtes Ereignis bedenkt? Ein Ereignis, das tatsächlich die gesamte christliche Welt auf den Kopf gestellt hat. Richtig, wir feiern Reformationstag! Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte der Augustinermönch und Theologe Martin Luther die 95 Thesen, eine Sammlung von Anschuldigungen und Kritiken gegenüber der katholischen Kirche und im Besonderen gegen deren Ablasshandel.
Hier kurz zum Kontext: Die katholische Kirche handelte mit Ablassbriefen, eine Art Sündenerlassscheine, welche dem Käufer eine gewisse Anzahl an Jahren im „Fegefeuer“ verkürzen sollte. Da die Bibel in lateinischer Sprache damals nur für die Geistlichen zugänglich war und nicht für das einfache Volk, konnte dieser Ablasshandel natürlich nicht gegengeprüft werden. Die Menschen haben das geglaubt und sehr viel Geld für ein Stück Papier bezahlt. Das war nur einer von vielen Punkten, die damals im Argen waren.
Martin Luther, selbst ein Mönch, las in der Bibel, dass allein der Glaube an Jesus Christus rettet. Keine guten Taten, keine Ablassbriefe und auch keine Stellung als Geistlicher in der Kirche. Er erkannte, dass viele Traditionen und Praktiken nicht dem Wort Gottes entsprachen und lehnte sich gegen die damalige Kirche auf. Der Ablasshandel war dabei nicht sein einziger, aber sein vorherrschender Kritikpunkt. Er verfasste die „95 Thesen“, eine Sammlung seiner Kritiken gegenüber der Kirche. Daraufhin wurde er für „vogelfrei“ erklärt, was bedeutete, dass er jederzeit von jedem Menschen getötet werden durfte.
Während er sich unerkannt auf einer Burg versteckt hielt, übersetzte er die Bibel vom Lateinischen in die deutsche Sprache, sodass jeder sie verstehen konnte. Dass in etwa zeitgleich durch Gutenberg der Buchdruck erfunden wurde, machte die Bibel schnell publizierbar und so ist sie heute das meistverkaufte Buch der Welt.
„Super Geschichte, Fabienne“, magst du denken, „aber das ist 500 Jahre her, was hat das mit mir zu tun?“
Berechtigte Frage. Luthers Übersetzung der Bibel und die Distanzierung zur katholischen Kirche löste eine Kettenreaktion aus, die nicht mehr aufzuhalten war. Überall bildeten sich neue Kirchen, die ihren Glauben auf ein neues Gedankengut stützen. Es entstanden gar Kriege zwischen den Katholiken und den „Protestanten“, wie sich diejenigen nannten, die sich von der katholischen Kirche losgesagt hatten. Die Kirche war reformiert. Das, was Martin Luther, aber auch viele andere Menschen, die für diese Sache eintraten, erkannten und antrieb, lässt sich in 5 Punkte zusammenfassen:
1. Sola Scriptura 2. Sola Gratia 3. Sola Fide 4. Solus Christus 5. Soli Deo Gloria
Das ist lateinisch. Übersetzt und erläutert heißt es wie folgt:
1. Allein die Schrift: Nur die Bibel ist das Fundament und die einzige Autorität, keine kirchliche Tradition darf über der Schrift stehen.
2. Allein die Gnade: Der Mensch kann ausschließlich durch die Gnade Gottes gerettet werden, sie allein bringt uns effektiv zum Glauben.
3. Allein der Glaube: Nur durch den Glauben, nicht durch eigene Taten, können wir in Jesus gerechtfertigt werden.
4. Allein Christus: Nur in Christus können wir gerettet werden. Es gibt keinen anderen Weg zu Gott als allein durch ihn.
5. Allein Gott gehört die Ehre: Gott hat alles erschaffen. Das Ziel unseres Lebens ist es, ihn zu ehren.
Für mich geht aus diesen Punkten ganz deutlich hervor: Nur Jesus kann uns durch seine Tat am Kreuz retten. Die Voraussetzung dafür ist, dass ich ihm glaube. Er ist der einzige Weg zum Vater, die einzige Brücke über die riesige Kluft zwischen Gott und uns, die sich „Sünde“ nennt. Ich glaube, uns passiert häufiger als gedacht, dass wir diesem Geschenk etwas hinzufügen wollen. Vielleicht nicht bewusst, aber wir Menschen sind so gestrickt, dass wir uns Gaben verdienen wollen. Manchmal erwische ich mich dabei, wie ich meine Stille Zeit als „Gunst-Verdienung“ ansehe. In diesen Momenten muss ich mich immer wieder daran erinnern, dass ich mir Gottes Zuneigung nicht durch etwas verdienen kann und muss.
Doch genau dieses Denken ist vorherrschend in unserer Gesellschaft, wenn es um den Glauben geht. Ich unterhielt mich mit einer Person, die nicht gläubig ist, und es fiel der typische Satz: „Ja, du kommst bestimmt in den Himmel, weil du dafür gut genug bist. Ich aber nicht.“
In dem Moment hat mich das tief getroffen. Und es berührt mich auch jetzt, während ich das schreibe. Denn genau das ist es ja, was unseren Glauben von anderen unterscheidet! Wir können es nicht verdienen. Wir können uns nicht selbst vor Gott rechtfertigen, es geht einfach nicht. Doch er in seiner übergroßen Liebe möchte uns nicht verloren gehen lassen und er hat seinen Sohn Jesus Christus geschickt, um als einziger Mensch ohne Schuld für die Sünden der Welt zu sterben. Welcher König tut das? Welcher König macht sich so klein? Gott hat alles vollbracht, was für deine Errettung notwendig war. Die Frage ist, wie du und ich damit umgehen. Versuchen wir, uns aus eigener Kraft gerecht zu sprechen, oder erkennen wir, dass wir das nicht können?
Ich muss es jeden Tag neu erkennen. Sola Gratia bedeutet, dass deine Errettung ganz auf Gottes vollkommen gnädiger Liebe gegründet ist und auf nichts sonst. Das darf uns eine Ruhe geben und uns immer wieder neu daran erinnern, dass wir als Gottes Kinder in seiner Liebe ihm zur Ehre leben dürfen.
Also: Ich wünsche dir in zwei Wochen einen fröhlichen Reformationstag!
Diaconu