Was bedeutet eigentlich „Demut“ in der Bibel?
BlogPost · Glaubensleben
Was ist eines der Hauptmerkmale, anhand derer ich einen Christen erkenne? Neben Liebe ist es eine bestimmte Sache, die uns Christen von der Welt unterscheidet: Demut!
„Demut“ ist ein großes Wort, gern genutzt in christlichen Kreisen. Mit Sicherheit ist es auch für dich kein Fremdwort und vermutlich kannst du dir darunter auch etwas vorstellen. Ich habe, angestoßen durch die Passionszeit, viel über Demut nachgedacht und finde es spannend, herauszufinden, was Demut in der Bibel eigentlich genau bedeutet.
Philipper 2:3 definiert Demut wie folgt:
„Tut nichts aus Selbstsucht oder nichtigem Ehrgeiz, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst.“
Paulus machte hier also deutlich, dass Demut bedeutet, den anderen mehr zu beachten und höher zu schätzen als sich selbst. Demut ist hier eine Form der Unterordnung.
In Sprüche 11:2 finden wir einen anderen interessanten Vers:
„Auf Übermut folgt Schande, bei den Demütigen aber ist Weisheit.“
Hier ist Demut das Gegenteil von Übermut! Man kann also generell sagen, dass Demut eine Art der Zurückhaltung ist. Ein anderes Wort dafür wäre „Sanftmut“, das verdeutlicht noch einmal die Haltung: Wir sollen ein sanftes Gemüt haben, also liebevoll und rücksichtsvoll, nicht zornig oder impulsiv.
Doch weshalb sollen wir überhaupt demütig sein? Dafür müssen wir uns im Lichte dessen sehen, der der einzig Heilige und Perfekte ist: Gott selbst.
Wir sind von Natur aus Teil der gefallenen Schöpfung. Und das merken wir jeden Tag: Im Gegensatz zu Gott erwischen wir uns jeden Tag dabei, wie wir lügen, schlecht denken und reden, egoistisch sind und uns selbst im Fokus haben.
Doch das Wissen um unsere Sündhaftigkeit allein macht uns nicht demütig. Gott gibt uns einen Ausweg, und das komplett unverdient. Er hat seinen Sohn Jesus Christus auf diese Erde gesendet. Jesus hat die Schönheit des Himmels gegen die Hässlichkeit der Welt eingetauscht. Er tauschte Unabhängigkeit gegen völlige Abhängigkeit, Ehrerbietung gegen Verachtung und Leben gegen Tod.
Doch wieso? Damit er deine und meine Schuld tragen kann! Gott ist der heilige und gerechte Gott und unsere Schuld kann nicht ungestraft bleiben. Aus purer Liebe gibt sich Jesus also selbst hin, um den heiligen Zorn über die Sünde stellvertretend für uns zu tragen. Das ist Gnade! Und diese Gnade ist es, die uns demütig werden lässt. Das Wissen, dass wir ohne eigenen Verdienst und ohne irgendeinen eigenen Beitrag dieses Geschenk der Rettung und Vergebung erhalten dürfen, lässt uns tief demütig werden.
Mich beeindruckt es, wie Jesus eine Woche vor seinem Tod nach Jerusalem eingezogen ist. Nachlesen kannst du das in Markus 11. Dort heißt es:
„Und sie führten das Füllen zu Jesus und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. Da breiteten viele ihre Kleider aus auf dem Weg, andere aber hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Und die vorausgingen und die nachfolgten, riefen und sprachen: »Hosianna! Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn!«“
Ich habe diese Stelle schon echt oft gelesen und erst jetzt wirklich die Tiefe und Bedeutung dieser Begebenheit verstanden.
Jesus wusste genau, was ihn in Jerusalem erwartete! Er erfuhr auf dem Weg in die Stadt die Ehrerbietung, die ihm zusteht. Doch die Menschen hatten nicht verstanden, weshalb er „König“ ist, sie erwarteten, dass er sie von der Herrschaft der Römer befreite. Jesus befreite aber nicht von der Herrschaft der Römer, er befreite von der Herrschaft der Sünde! Und obwohl er wusste, welche grausamen Folterungen auf ihn warteten, ehe er am Kreuz starb, schwieg er auf dem Weg dorthin. Die Bibel beschreibt ihn als ein Lamm, das still zur Schlachtbank geführt wird. Was für ein großartiges Beispiel für Demut!
Ich muss sagen, dass mir diese Gedanken in den letzten Tagen sehr nachgegangen sind. Und im Reflektieren darüber fiel mir auf, dass ich mich viel zu oft über „Unrecht“ beschwere, das mir widerfährt. Wenn ich allerdings daran denke, welches Unrecht Jesus für mich ertragen hat, darf ich demütig einen Schritt zurücktreten und manche Dinge auch einfach hinnehmen.
Wie könnte sich das praktisch äußern?
• Vielleicht setze ich in einer Auseinandersetzung nicht noch einen obendrauf, sondern versuche, die Situation aus der Sicht meines Gegenübers zu sehen.
• Anstatt mich im Supermarkt schnellstmöglich an die neu geöffnete Kasse zu drängen, lasse ich jemand anderem den Vortritt.
• Ich kann empfundenes Unrecht mir gegenüber auch einfach mal stehen lassen.
• Ich sage, dass mir eine Sache leidtut, wenn mein Gegenüber sie als Fehlverhalten empfindet, auch wenn ich es nicht so empfinde.
Und natürlich gibt es im Alltag noch viele weitere Möglichkeiten.
Ich möchte dich ermutigen, Demut in den nächsten Tagen neu zu betrachten und zu überlegen, in welchen Bereichen deines Lebens du durch Demut einen Unterschied machen kannst. Denn ich bin überzeugt, dass die Menschen um uns herum aufmerksam werden, wenn wir auch in herausfordernden Situationen ein sanftes Gemüt behalten.
Vielleicht entwickelt sich sogar ein Gespräch über deine Motivation und du bekommst Gelegenheit, von der großen und demütigen Liebe unseres Retters zu sprechen – wie schön wäre das!?
Diaconu