Weshalb ich so früh geheiratet habe (Update 2025)
BlogPost · Liebe
Als ich 2019 den Blogbeitrag „Weshalb ich so früh geheiratet habe“ auf STAYONFIRE veröffentlichte, ging er durch die Decke. Er wurde schnell zum meistgeklickten Beitrag auf unserer Webseite.
Nina und ich waren damals gerade mal 5 Monate verheiratet gewesen. Dafür ziemlich selbstbewusst schrieb ich in dem Artikel über die Frage, weshalb Nina und ich so früh geheiratet haben. Damit meinte ich nicht nur unser Alter (Nina war 23 und ich 24), sondern vor allem unsere kurze Beziehungsphase von 1,5 Jahren.
Mittlerweile sind wir seit über 6 Jahren verheiratet und haben zwei Kinder. Zeit für ein Update.
Würde ich heute wieder so früh heiraten?
Ja, würde ich. Es war genau die richtige Entscheidung für uns.
Gleichzeitig würde ich jüngeren Paaren, die ebenso früh heiraten wollen, ein paar Gedanken mit auf den Weg geben, die ich heute wahrscheinlich noch existenzieller finde als vor 6 Jahren.
Der erste Gedanke ist eigentlich eine Frage:
Was erwartest du von der Ehe?
Wir leben in einer überindividualisierten Zeit, in der die Ehe an Wert verloren hat. Freiheit und Unabhängigkeit werden großgeschrieben, Abhängigkeit und Verbindlichkeit eher kleingeschrieben. Es geht mehr darum, den oder die Richtige zu finden, anstatt selbst der oder die Richtige zu werden. Nach dem Motto: „Wenn ich schon heirate, dann sollte ich mir zu 100 Prozent sicher sein.“
Sicher, dass der Partner zu mir passt und der oder die Richtige ist.
Kein Wunder also, dass man sich eher Zeit für die Beziehung nimmt, alles gemeinsam erlebt und am Ende die Ehe eher zum obligatorischen Schritt wird, wenn es eben passt.
Versteh mich nicht falsch, ich finde es gut, wenn man sich die Zeit nimmt, sich so gut wie möglich kennenzulernen. Mein Punkt ist eher die Erwartungshaltung hinter der Kennenlernphase.
Wenn es deine Erwartung ist, den perfekten Partner zu finden, wirst du nie aufhören zu suchen. Dann setzt du eine Erwartung in die Ehe, die sie gar nicht erfüllen will.
Die Ehe ist kein Sprungbrett zur Selbstverwirklichung.
Die Ehe ist der Rahmen, in dem gelebte Hingabe und Treue Menschen jedes Alters zum Aufblühen bringen. Liebe ist nicht die Vorstellung, was mein Partner mir geben kann. Sie ist die Hingabe an den Menschen, für den ich mich entschieden habe.
Und es ist nicht der Trauschein, der die Liebe bewirkt.
Wir alle sind Kinder unserer Zeit und damit auch geprägt von dieser individualisierten Erwartung an die Ehe. Wir sollten dem Geist Gottes die Möglichkeit geben, unser Denken zu verändern (vgl. Römer 12,2).
Mit Gottes Hilfe.
Wenn zwei Menschen beschließen, ihr ganzes Leben miteinander zu teilen, gibt es viele Aspekte, die zu ziemlich großen Problemen führen können. Das ist einfach so. Es wäre zu naiv zu sagen, dass es bei allen Scheidungen nur an Hingabe, Engagement oder Treue gefehlt hat. Es kann sehr schnell sehr kompliziert und schwierig werden.
„Ja, mit Gottes Hilfe“, wird gern am Traualtar gesagt.
Nach 6 Jahren Ehe ist mir diese Hilfe Gottes wertvoller denn je. Nicht weil die Ehe so schwierig geworden ist, sondern weil ich immer wieder neu merke, wie sehr ich seine Hilfe brauche und wie er unsere Ehe beschützt.
So vieles, was ich in meinem Leben sehe, schreibe ich der Güte Gottes zu. Vieles habe ich nicht in der Hand. Diese Dankbarkeit wächst von Jahr zu Jahr.
Mit einem gemeinsamen Fundament lässt sich das Haus gut bauen.
Das hat sich für mich in den letzten Jahren immer wieder bestätigt. Das Haus ist nicht im wörtlichen Sinne gemeint, sondern steht für das gemeinsame Leben in der Ehe.
Die Beziehungsphase sollte dazu dienen, neben der zwischenmenschlichen Wellenlänge auch die „Überzeugungswellenlänge“ in wichtigen Themen wie Glaube, Familie, Rollenbilder, Finanzen, Erziehung, Arbeit und Urlaub (ja, auch Urlaub) abzustimmen. Dafür braucht jedes Paar seine individuelle Zeit.
Bei all dem sind Gefühle nicht unwichtig, doch wenn man gemeinsam ein „Haus“ bauen will, braucht man das gleiche Fundament. Hier Kompromisse zu machen (vielleicht sogar aufgrund von Gefühlen), ist ziemlich riskant. Später baut dein Partner ein Kinderzimmer dort, wo dein Fundament aufhört. Das ist tricky. Da hilft auch kein Schmetterling.
Kommunikation ist ein Indikator.
Wenn es für die Ehe einen Indikator gäbe, anhand dessen man messen könnte, wie sich die Ehe entwickelt (im Positiven wie im Negativen), dann würde ich ihn wahrscheinlich Kommunikation nennen.
Auch wenn es diesen exakten Indikator wohl nicht gibt, ist für mich nach 6 Jahren Ehe die ehrliche und offene Kommunikation wirklich eines der wichtigsten und größten Lernfelder.
Es ist schon fast unheimlich, wie klein offene Kommunikation große Probleme machen kann. Und umgekehrt, wie groß die kleinen Probleme durch fehlende Kommunikation werden.
Kommunikation ist also einer der Indikatoren, die für mich auch in der Beziehungsphase entscheidend sind. Jedes Paar wird unweigerlich mit Herausforderungen konfrontiert werden. Kommunikation ist eines der wichtigsten Werkzeuge, um diese Herausforderungen zu meistern.
Deshalb ist es so wichtig, von Anfang an darauf zu achten. Gleichzeitig ist Kommunikation nicht alles. Man kann auch eine Nacht lang reden und immer noch eine andere Basis haben.
Was bleibt zu sagen?
Bitte versteh diesen Blogbeitrag nicht als Ratgeber, wie früh man heiraten sollte. Es war mir einfach ein Anliegen, ein Update über die Dinge zu schreiben, die Nina und mir vor unserer Hochzeit wichtig waren und die sich bis heute bewährt haben.
Unsere Erwartungshaltung, das Vertrauen auf Gottes Hilfe, das gemeinsame Fundament und die offene Kommunikation sind starke Säulen unserer Ehe. Darauf würde ich beim Start meiner Ehe achten. Mehr denn je.
Schindler